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KIEZ

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ORTE & PErSÖNLICHKEITEN

Vielfalt auf allen Ebenen. Ein Kiez, der Geschichten erzählen kann.

Spätestens seit den Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts ist die Gegend für ihre lebendige queere Szene bekannt. Der Roman Goodbye To Berlin des britisch-amerikanischen Schriftstellers Christopher Isherwood ist wohl das weitverbreitetste Zeugnis von den Anfängen jener Zeit. Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg ist die bunte Szene stärker denn je vertreten. Die Regenbogenbeleuchtung an der U-Bahnstation Nollendorfplatz strahlt diese Offenheit in die nächtliche Szenerie.

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NO6
Irma La Douce
Stagger Lee
Jones Ice Cream
Habibi
Green Door Bar
Sironi
NO6
Irma La Douce
Stagger Lee
Jones Ice Cream
Habibi
Green Door Bar
Sironi
1 Irma La Douce

Das Mädchen Irma La Douce (1963) heißt die unkonventionelle Liebeskomödie von Billy Wilder, die im Pariser Gauner- und Rotlichtmilieu angesiedelt ist. Ähnlich unkonventionell kommt die gehobene Küche der Adresse in der Potsdamer Straße daher. Klassiker der französischen Küche werden hier durch regionale Akzente angereichert.

2 Stagger Lee

Das Stagger Lee verdankt seinen Namen einem sagenumwobenen Verbrecher aus St. Louis, dem zahlreiche Balladen gewidmet wurden. Durch das hölzerne Interieur mit Messinglampen und dunkelroter Tapete wirkt der Ort selbst wie ein gelebtes Relikt, an dem sich zahlreiche Räuberpistolen zugetragen haben. Das perfekte Setting also für kriminell gute Cocktails.

3 Jones Ice Cream

„The American Way of Life“ ist mit Blick auf Süßspeisen vor allem eines: opulent. Jones Ice Cream liegt mit seinem handgemachten Eissorten deshalb genau richtig, wenn es geschmackliche Fusionen wie „Peanut Butter and Jam“ oder „Apple Crumble“ als Sorten bietet. Wenn das noch nicht amerikanisch genug ist, schaffen sicher die hausgemachten Cookies mit weichem Innenteil Abhilfe.

4 Habibi

Wer ein Faible für die arabische Küche hat, wird im Habibi bestens bedient. Der Libanese in der Goltzstraße ist eine verlässliche Anlaufstelle für kompromisslosen Geschmack mit frischen Zutaten. Die mediterran inspirierte Speisekarte bietet sowohl für omnivore als auch vegetarische Gelüste eine beachtliche Auswahl.

5 Green Door Bar

Die Green Door Bar ist eine Institution. Als traditionsreiche Adresse für gehobene Barkultur besticht die Karte mit aufwendigen Kreationen, die in ihrer geschmacklichen Komplexität beweisen, wie kunstvoll Cocktail-Mixen sein kann. Zum Wohlfühlfaktor trägt auch das Interieur bei, das eigens aus New York importiert wurde und irgendwo zwischen extravagantem Wohnzimmer und David Lynch-Film anzusiedeln ist.

6 Sironi

Ein Stück „Bella Italia“ für den Nollendorfkiez. Das hier echte Tradition am Werk ist, zeigt allein die Möglichkeit, den Pizzateig aus Dinkelmehl oder einer Weizen- und Senatore Capelli-Mischung zu ordern. Das Ganze wird wunderbar dünn und knusprig gebacken. Direkt nebenan findet sich mit der Sironi Bäckerei zudem eine Anlaufstelle für alle Frühstücksgourmets.

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DAS METROPOL

NO6 bringt zusammen, was sich gut ergänzt: Raum zum Denken, Raum zum Sein, Raum zum Durchatmen.

Das NO6 setzt auf ein modernes Gestaltungskonzept auf mehreren Ebenen. Dabei spielt auch Begrünung und Außenbereichgestaltung eine wichtige Rolle. Über den Nollendorfplatz wird das Gebäude ebenerdig erreichbar sein und ein Café als Foyer und zentraler Ausgangspunkt dienen. Um das Gebäude herum sorgt eine grüne Kulisse für eine besondere Atmosphäre und unterstützt gleichzeitig das Mikroklima mitten in der Stadt. Versiegelte Flächen werden minimiert, um attraktive Vegetationsflächen zu maximieren, die einen Beitrag zur Biodiversität leisten können.

Wer die Treppen der U-Bahn-Station hinaufgeht und ins Licht des Nollen-dorfplatzes tritt, wird das Metropol als erstes Gebäude wahrnehmen. Die von zwei Türmen gesäumte Fassade strahlt noch heute etwas vom Pomp vergangener Tage aus, als das Haus eine Topadresse der kulturbeflissenen bürgerlichen Elite war. Das NO6 wird in direkter Nachbarschaft zu dem historischen Bauwerk entstehen, das für eine gewisse Kontinuität steht und so eine Brücke zwischen kultureller Vergangenheit und Gegenwart des Ortes baut. 1906 empfing das Neue Schauspielhaus die ersten Besucher:innen und inszenzierte gut zwei Jahrzehnte später mit bahnbrechender Bühnentechnik die zeitkritischen Stücke von Erwin Friedrich Piscator.

Schon 1911 hatte es Umbauten gegeben, die ermöglichten, das Theater auch als Kino zu nutzen. Während des Nationalsozialismuswurde es vollends zum Lichtspielhaus umfunktioniert. Erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs konnte man Schauspieler:innen wieder auf der Bühne statt nur auf Zelluloid bestaunen. Spätestens ab den Siebzigerjahren des vergangenen Jahrhunderts wechselten die Nutzungszwecke dann immer rasanter: Vom Massen- über das pornografische Kino zur Konzertbühne durchlebte das Theater eine überaus spannungsreiche Zeit.

Unter großem öffentlichem Interesse wurde 2005 ein neuer Club- und Speiseort aus der Taufe gehoben. Das Goya durchlebte jedoch sehr bald magere Zeiten, musste mehrfach aus der Insolvenz gerettet werden und schloss 2014 endgültig die Pforten. Erst seit April 2019 ist das wandelbare Gebäude nun wieder offen und bietet unter dem Namen Metropol als Eventlocatio ein breites künstlerisches Spektrum. Auch wenn das seit 1997 denkmalgeschützte Gebäude in Teilen noch so wie auf historischen Aufnahmen aussieht, hat sich im Inneren doch viel getan.